Frankfurt am Main (ots) – Mit einem 10-Punkte-Manifest appellieren die
Freischreiber, der Berufsverband der freien Journalistinnen und Journalisten, an
alle Medienhäuser in Deutschland und Österreich, ihre Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter besser vor Hetze aus dem Netz und Bedrohungen zu schützen. In den
vergangenen Monaten haben Ereignisse dramatisch zugenommen, in denen freie
Medienschaffende in den Focus von Hasskampagnen geraten sind, die bis zu
massiven Gewaltandrohungen und notwendig gewordenem Polizeischutz reichten.
In dem „Manifest der Freien“, das die Branchenzeitschrift medium magazin
exklusiv vorab veröffentlicht, heisst es: „Wir freien Journalist*innen erheben
unsere Stimme gegen den überbordenden Hass. Freier Journalismus ist das Rückgrat
des Journalismus der Sender, Zeitungen und Magazine. Freie Journalist*innen
brauchen die Solidarität, Loyalität und den Schutz ihrer Auftraggeber*innen mehr
denn je. Doch stattdessen werden die Spannungen zwischen Festen und Freien,
zwischen Medienhäusern und Auftragnehmer*innen stärker, wenn der Mob auftaucht,
Trolle und Hater uns attackieren.“
Zu den Erstunterzeichnern des Manifests gehören u.a. prominente Journalistinnen
und Journalisten wie der TV-Journalist und Dokumentarfilmer Stephan Lamby (ECO
Media), Juan Moreno („Journalist des Jahres 2019″), Richard Gutjahr (Freier
Journalist), Roland Geisheimer (Vorsitzender Freelens), Silke Burmester (Autorin
und Kolumnistin), Kübra Gümüsay (Autorin“Sprache und Sein“), Markus Beckedahl
(Gründer netzpolitik.org) sowie die Vorstände der Freischreiber in Deutschland
und Österreich Carola Dorner, Jakob Vicari und Markus Mittermüller.
Auch Ferda Ataman, Mitbegründerin der Neuen Deutschen Medienmacher und freie
Autorin („Ich bin von hier. Hört auf zu fragen“), gehört zu den
Erstunterzeichnern. Im Titelinterview mit medium magazin sagt sie über die
aktuelle Situation: „Die Pressefreiheit kann daran gemessen werden, wie mit
Freien umgegangen wird. Ohne sie funktioniert Journalismus heute nicht mehr.“
Und: „Medienhäuser müssen verstehen, dass es ihre Verantwortung ist, zu
reagieren. Arbeitgeber haben die Pflicht, ihre Mitarbeitenden zu schützen, egal
ob sie fest angestellt oder frei sind. Journalisten dürfen nicht bestraft
werden, dass sie ihren Job machen.“ Ihr Eindruck sei allerdings, dass das nur
unzureichend passiere.
Ferda Ataman hat als Kolumnistin des Spiegel selbst drastische Erfahrungen mit
Hetzkampagnen gemacht und hält eine Reihe von Sofortmaßnahmen für dringend
notwendig: „Zum Beispiel eine Hotline fürs Wochenende einrichten. Für jede neue
Kolumnistin, jeden neuen Autoren muss es ein Welcome-Package geben: mit einem
vorformulierten Brief für die Melderegistersperre; dem Rat, zu schauen, ob im
Internet persönliche Fotos oder sensible Inhalte kursieren, die man besser
löscht; ein direkter Draht zur Rechtsabteilung; Infos über
Pro-Bono-Rechtshilfen.“
Die Freischreiber verstehen ihr Manifest als Anstoss für eine längst überfällige
Debatte über das Verhältnis von Freien und ihren Auftragebern und laden alle
ein, ab Montag, 9.März, 12 Uhr, das Manifest auf freischreiber.de zu
unterzeichnen und sich an der Debatte zu beteiligen.
Das komplette „Manifest der Freien“ und das Interview von Anne Haeming mit Ferda
Ataman ist erschienen in mediummagazin Nr. 1/2020 auf den Seiten 22-29 und ab
sofort digital oder gedruckt erhältlich unter
https://shop.oberauer.com/medien/medium-magazin/ oder im ikiosk
https://www.ikiosk.de/shop/epaper/medium-magazin.html
Pressekontakt:
Annette Milz, Chefredakteurin medium magazin,
redaktion@mediummagazin.de
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