Mainz (ots) – Eugen Ruge, der 36. Mainzer Stadtschreiber, der wegen der Coronapandemie am 13. März 2020 nur im kleinsten Kreis in sein Amt eingeführt werden konnte, wird auch 2021 als Stadtschreiber amtieren. Die Preisgeber des renommierten Literaturpreises, ZDF, 3sat und die Stadt Mainz, haben gemeinsam mit Ruge vereinbart, seine Amtszeit bis in das nächste Jahr zu verlängern.
ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler: „Ich bin sehr dankbar, dass sich Eugen Ruge bereit erklärt hat, im nächsten Jahr das nachzuholen, was das Coronavirus bisher verhindert hat: die Begegnung mit den Mainzer Bürgerinnen und Bürgern und die Fertigstellung seiner Dokumentation für das ZDF, die Teil des Stadtschreiberpreises ist und ihn so einmalig macht.“
Eugen Ruge erklärt: „Aufgrund der Maßnahmen gegen Corona ist die Preisverleihung im März auf eine gemütliche Runde geschrumpft, und dann ging gar nichts mehr. Ich freue mich daher, dass mir die Gelegenheit gegeben wird, mein Stadtschreiber-Amt im nächsten Jahr so ausüben zu können, wie Mainz es erwarten darf. Sobald die Umstände es erlauben, löse ich die Pausen-Taste meines pandemischen Stadtschreiberjahrs. Ich freue mich auf eine hoffentlich unmaskierte Antrittslesung in nicht allzu ferner Zukunft!“
Der Stadtschreiber-Literaturpreis, der mit 12 500 Euro dotiert und mit dem Wohnrecht im Mainzer Gutenberg-Museum verbunden ist, wird erst wieder für 2022 neu vergeben. Sobald es die gesetzlichen Bestimmungen erlauben, werden die Preisgeber im Herbst 2020 oder im Winter 2020/2021 in Mainz die Antrittslesung im Rahmen eines „Abends mit und für Eugen Ruge“ veranstalten und damit sein Stadtschreiberjahr offiziell eröffnen.
Oberbürgermeister Michael Ebling und Kulturdezernentin Marianne Grosse begrüßen diese Entscheidung nachdrücklich: „Wir sind allesamt der Ansicht, dass diese Vorgehensweise sowohl dem Autor als auch den vielen Liebhabern seines Werkes gerecht wird. Es ging in den letzten Monaten wegen Corona leider nicht viel – aber Mainz möchte Eugen Ruge gern als Person und Autor kennenlernen und dem Preisträger, dies hat er uns mehrfach signalisiert, geht es nicht anders. Mit der Verlängerung der Amtszeit als Stadtschreiber gehen wir in Zeiten des abnehmenden Verzichts einen ungewöhnlichen Weg, um letztlich doch noch eine intensive Begegnung zu ermöglichen. Dies kommt allen entgegen, daher danken wir Eugen Ruge von Herzen für seine Zustimmung und freuen uns auf weitere Begegnungen.“
Eugen Ruge wurde 1954 in Soswa (Ural) in der Sowjetunion geboren und wuchs in Ostberlin auf. Der diplomierte Mathematiker, der zunächst als Wissenschaftler in der Erdbebenforschung arbeitete und 1988 in die Bundesrepublik ausreiste, begann seine schriftstellerische Laufbahn mit Theaterstücken und Hörspielen. Für seinen Debütroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, den die Kritikerin Iris Radisch als „DDR-Buddenbrook-Roman“ lobte, wurde er 2011 mit dem „aspekte“-Literaturpreis und dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. 2017 ist der Roman, der zum Bestsellererfolg wurde, mit Bruno Ganz in einer seiner letzten Rollen von Matti Geschonneck als ZDF-Koproduktion eindrucksvoll verfilmt worden. Zuletzt erschienen die Bände „Theaterstücke“ (2015) und „Annäherung“ (2016) sowie die Romane „Cabo de Gata“ (2014) und „Follower“ (2017). Ruges 2019 erschienener Roman „Metropol“ über das Exil seiner Großmutter im Moskau der Stalinzeit avancierte ebenfalls zum Bestseller.
Eugen Ruge, der sich auch mit Bühnenstücken, Hörspielen und als Übersetzer von Anton Tschechows Dramen einen Namen gemacht hat, lebt in Berlin und auf Rügen. Neben dem Deutschen Buchpreis und dem „aspekte“-Literaturpreis (beide 2011) erhielt er unter anderem 2009 den Alfred-Döblin-Preis.
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