Pressemitteilung

LOW BROS: Gefährliche Kunst gegen gefährliche Illusionen / Deutsche Krebshilfe und ADP warnen vor Hautkrebsgefahr durch Solarien

Berlin (ots) – „Spectrum. The most dangerous artwork.“: So heißt die
überdimensionale Lichtkonstruktion des Berliner Künstler-Duos „LOW BROS“, die
nur in UV-sicherer Schutzkleidung anschaubar ist. Bei der von der Deutschen
Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP)
initiierten Vernissage am 22. Januar 2020 in den Berliner Reinbeckhallen warnten
Vertreter aus Gesundheitswesen und Politik vor den Risiken, die mit dem „Sonnen“
im Solarium verbunden sind. Dies gilt insbesondere für den Jugendschutz:
„Schätzungsweise 140.000 Minderjährige erhielten 2018 trotz gesetzlichem
Nutzungsverbot ungehindert Zugang zu Solariengeräten“, so Gerd Nettekoven,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Die Öffentlichkeit kann das
gefährliche Kunstwerk am 23. Januar von 10 bis 22 Uhr betrachten und sich zum
Thema informieren. Der Eintritt ist frei.

In weiße Ganzkörperanzüge gekleidet und mit Schutz-Visier ausgestattet, die vor
krebserregenden ultravioletten Strahlen schützen, treffen die Gäste der
Vernissage auf eine riesige UV-Röhren-Konstruktion: Ein Tempel, in dem eine
künstliche Sonne über einem abstrakten Altar schwebt. „Ein Sonnenstudio ist in
unseren Augen eine Kultstätte, in dem sich ein wiederkehrendes Ritual vollzieht.
In unserer Installation „Spectrum“ heben wir den Aspekt der Sonnenanbetung
heraus und legen den Fokus auf das Objekt der Anbetung: eine Sonne aus echten
UV-Röhren, von der eine reale Bedrohung ausgeht“, erläutern Christoph und Florin
Schmidt, die LOW BROS, ihr Werk.

„Mich berührt das Kunstwerk“, so Susanne Klehn, Moderatorin und Botschafterin
der Deutschen Krebshilfe für Hautkrebsprävention. „Ich selbst habe mich als
Jugendliche oft künstlicher UV-Strahlung ausgesetzt. Gebräunte Haut und gute
Laune waren zunächst tolle Kicks. Mit 27 Jahren erkrankte ich dann
lebensgefährlich an schwarzem Hautkrebs. Es ist mir daher ein Herzensanliegen,
dass speziell junge Menschen Solarien fernbleiben.“

Seit 2009 besteht in Deutschland ein gesetzliches Solariennutzungsverbot für
Minderjährige. „Dieses Gesetz wird aktuell zu oft und zunehmend missachtet“, so
Nettekoven. Zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative, bundesweite
Beobachtungsstudie „Nationales Krebshilfe-Monitoring zur Solariennutzung (NCAM)“
des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin (MIPH),
die von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird.

Als Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) bündelt das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) Kompetenzen im Bereich des Strahlenschutzes: „UV-Strahlung
ist nachgewiesenermaßen krebserregend. Das BfS setzt sich daher seit Jahren
dafür ein, dass das Solarienverbot für Minderjährige konsequent umgesetzt wird.
Das gilt auch für Hotels und Fitnessstudios, auch wenn die Einhaltung dort
schwerer kontrollierbar ist“, betont Dr. Inge Paulini, Präsidentin des BfS.

Auch andere gesetzliche Vorgaben, so die Resultate der NCAM-Studie, werden in
Deutschland nicht zufriedenstellend eingehalten. „Nach Aussagen unserer
Befragten wird einem Großteil der Solariennutzerinnen und -nutzer keine Beratung
über mögliche Risiken und Gefahren angeboten, nur rund ein Drittel erhielt einen
individuellen Bestrahlungsplan und wird nicht nach Faktoren befragt, die eine
Solariennutzung ausschließen könnten, wie dies bei bestimmten Erkrankungen und
Medikamenteneinnahmen der Fall ist“, so PD Dr. Katharina Diehl, Leiterin des
NCAM am MIPH.

Diese Einschätzung wird von der Strahlenschutzkommission (SSK), die das BMU
wissenschaftlich berät, gestützt. Seit fast 30 Jahren ist die UV-Problematik
immer wieder Gegenstand wissenschaftlich begründeter SSK-Empfehlungen. In der
aktuellen Empfehlung zum „Schutz des Menschen vor den Gefahren solarer
UV-Strahlung und UV-Strahlung in Solarien“ aus dem Jahre 2018 wird klar
formuliert „auf die Nutzung von Solarien zu verzichten“, „dafür zu sorgen, dass
die gesetzlichen Regelungen für Solarien strikt umgesetzt werden“ sowie
sicherzustellen, „dass gewerblich betriebene Solarien nicht zu therapeutischen
Zwecken genutzt werden.“ Professor Dr. Achim Enders, stellvertretender
Vorsitzender der SSK, ergänzt: „Eine Therapie mit UV-Strahlung bedarf einer
rechtfertigenden, medizinischen Indikation und kann nur in Kliniken oder
Fachpraxen unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden, die individuelle
medizinische Abwägung des Nutzen-Schadenspotentials ist bei jedem Patienten ein
Muss.“

„Attraktivität“ durch gebräunte Haut und „Entspannung“ gehören laut NCAM zu den
wesentlichen Gründen, warum etwa jeder zehnte Bundesbürger Solarien nutzt. Aus
biologischer Sicht ist die Bräunung der Haut jedoch nur ein begrenzt wirksamer
körpereigener Schutzmechanismus vor UV-Strahlung. „Bräune ist nie gesund,
sondern ein Hilfeschrei der Haut. Jede Solariennutzung führt zu gesundheitlichen
Schäden“, erläutert Professor Dr. Eckhard Breitbart, Dermatologe und
Vorsitzender der ADP. Dies zeigt auch die aktuelle Studienlage: „Wer vor dem 35.
Lebensjahr regelmäßig einmal pro Monat Solarien nutzt, erhöht laut
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sein Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu
erkranken, um 60 Prozent“, so Breitbart. „Im Schulterschluss mit der WHO und der
Strahlenschutzkommission raten wir daher dringend von jeder Solariennutzung ab.“

Das Kunstwerk der LOW BROS rückt die gesundheitlichen Gefahren von Solarien in
die öffentliche Wahrnehmung. Es wurde gemeinsam mit der Berliner Werbeagentur
HEIMAT entwickelt. „Kunst und das Streben nach Schönheit sind zwei große Hypes
unserer Zeit. Hier setzt ‚Spectrum‘ an. Dieser ‚Todesstern‘ des 21. Jahrhunderts
zeigt, dass das Verlangen nach ästhetischer Perfektion oft größte Opfer
erfordert“, so Tom Hauser, Executive Creative Director von HEIMAT.

Weitere Informationen rund um das Thema UV-Strahlung und Hautkrebs erhalten
Interessierte im Internet unter www.unserehaut.de und www.krebshilfe.de.
Interviewpartner auf Anfrage!

Pressekontakt:

Deutsche Krebshilfe
Pressestelle
Buschstr. 32
53113 Bonn
Telefon: 02 28/7 29 90-96
E-Mail: presse@krebshilfe.de
Internet: www.krebshilfe.de

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