Köln/Kyiv (ots) –
Die DKMS unterstützt die ukrainische Partnerorganisation Ukrainian Bone Marrow Donor Registry, um die Versorgung von Blutkrebspatient:innen zu gewährleisten
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist die Situation für Menschen mit Blutkrebs, die auf eine lebensrettende Stammzellspende angewiesen sind, angespannt. „Ende Februar, Anfang März mussten wir rund 20 Transplantationen für Erwachsene und Kinder stornieren, die Patientinnen und Patienten wurden zur Versorgung ins Ausland verlegt“, erzählt Roman Kuts, Leiter des Ukrainian Bone Marrow Donor Registry (UBMDR). Ein Team unter DKMS-Beteiligung organisierte damals einen Transport von sieben Kindern in deutsche Kliniken. Die Blutkrebspatient:innen waren auf ihrer Flucht aus dem Kriegsgebiet in Polen gestrandet. Mit einem Taxiunternehmen wurden sie von der ukrainisch-polnischen Grenze zur Behandlung nach Frankfurt, Mainz und Heidelberg gebracht.
Viele Ärztinnen und Ärzte sind ebenso wie das Team von Roman Kuts trotz der schwierigen Bedingungen im Land geblieben, so dass seit Mitte April wieder Transplantationen in Kiew möglich sind. „Zuerst hat die Kinderklinik in Kyiv, die größte in der Ukraine, wieder mit Transplantationen begonnen und sich auch entschieden, Erwachsene zu behandeln“, berichtet Kuts. Inzwischen werden auch weitere Kliniken mit Transplantaten versorgt, so dass wieder mehr Patientinnen und Patienten mit Blutkrebs die lebensrettende Behandlung erhalten. „Was uns weiter vor Herausforderungen stellt, ist die Logistik“, sagt Kuts. „Im Normalfall werden Stammzelltransplantate mit Kurieren per Flugzeug an den Zielort gebracht. Doch seit Ende Februar gibt es keine Flugverbindungen mehr.“
Deshalb mussten neue Wege gefunden werden. Aktuell wird eine Stammzellspende eines DKMS Spenders aus Deutschland zunächst per Flugzeug ins polnische Krakow gebracht, von dort aus geht es mit einem medizinischen Transport weiter an die ukrainische Grenze. Dort findet die Übergabe statt. Roman Kuts schildert, wie gefährlich der Weg von der Grenze ins Landesinnere ist. „Zu Beginn haben wir noch überlegt, ob wir den Zug nehmen. Allerdings stehen die Züge und Gleise immer wieder unter Beschuss. So bleibt uns nur das Auto für die rund 600 Kilometer in die Hauptstadt. Eine Fahrt, die aus Sicherheitsgründen nur nachts möglich ist.“
Kuts hofft auf weitere erfolgreiche Transporte im September: „Wir planen sechs bis sieben Transplantationen diesen Monat. Wir erwarten Stammzellspenden der DKMS aus Deutschland, aus Polen und zum ersten Mal auch aus Indien.“ Allerdings macht sich der Leiter des UBMDR Sorgen um fehlende Geldmittel. „Die finanzielle Situation ist angespannt und könnte sich in den nächsten Monaten weiter verschlechtern“, fürchtet er. „Die Auswirkungen des Krieges auf unsere Wirtschaft, die hohe Inflation, das alles hat auch Folgen für die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Die meisten von ihnen wollen das Land nicht mehr verlassen und sich hier vor Ort behandeln lassen. Noch können wir, auch mit der Hilfe aus dem Ausland, Menschen mit Blutkrebs hier versorgen. Doch wie es 2023 weitergeht, ist schwer zu sagen.“ Kuts‘ größter Wunsch ist, dass die Hilfe für Blutkrebspatient:innen in der Ukraine durch Stammzellspenden oder Geldspenden weiter anhält.
DKMS Informationen zur aktuellen Situation:
Unsere Hilfe für Betroffene kennt keine Grenzen und Barrieren – sie ist weiterhin dringend notwendig und universell. Insgesamt gingen von DKMS Spender:innen aus Deutschland vor Beginn des Krieges, im Januar und Februar 2022, fünf Stammzellpräparate von DKMS Spender:innen für eine Transplantation ukrainischer Patient:innen (zwei Knochenmarkspenden, eine Stammzellspende und zwei Lymphozytenspenden) in die Ukraine. Im April und Mai konnten wir zwei weitere Stammzelltransplantate in die Ukraine transportieren. Weitere Entnahmen sind terminiert. Logistisch sind unsere hochprofessionell arbeitenden Teams generell immer auf unvorhergesehene Ereignisse vorbreitet und finden in auftretenden Krisenfällen sehr schnell neue und pragmatische Wege, um die Versorgung von Patient:innen zu sichern, die um ihr Leben kämpfen.
Um die Versorgung von Patientinnen und Patienten weltweit mit DKMS Stammzellspenden gewährleisten zu können, brauchen wir weiterhin Menschen, die sich als potenzielle Lebensretter:innen bei uns registrieren lassen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine und den daraus resultierenden Folgen und wirtschaftlichen Auswirkungen in Deutschland verzeichnen wir einen signifikanten Rückgang bei den Neuregistrierungen. Diese sind seit Ende Februar um rund die Hälfte pro Monat zurückgegangen. Eine Entwicklung, die wir mit großer Sorge sehen. Patientinnen und Patienten sind auch in Zeiten von Krieg und Krisen auf diese lebensrettende Therapie angewiesen.
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