Berlin (ots) – Über den Berliner Mietendeckel kann die Immobilienbranche auch im Jahr 2021 weiter den Kopf schütteln. Denn immer mehr zeigen sich die Nachteile in der Praxis – und zwar ausgerechnet für die Klientel, die die Politik zu schützen vorgibt: die Mieter. So ist die Zahl der Vermietungen drastisch zurückgegangen. Für viele Eigentümer scheint es sich offenbar nicht mehr zu lohnen, frei gewordene Wohnungen auf den Mietmarkt zu bringen.
Wenig überraschend, auch für Ioannis Moraitis. Er ist Chef der hedera bauwert GmbH, ein Bauträger und Projektentwickler von Bestandsgebäuden. Er besitzt langjährige Erfahrung beim Entwickeln und Projektieren von Immobilien in unterschiedlichen Lagen Berlins. Wie alle Vertreter seines Fachs gehört er zu den Kritikern der Senatspolitik. Schließlich mache diese den Neubau unattraktiver; mit der Folge, dass weniger Wohnungen entstehen als nötig. Moraitis kann sich dennoch nicht beklagen. Er ist seit Jahren in einem Segment tätig, dass sich weiterhin großer Beliebtheit erfreut: der Sanierung von Eigentumswohnungen. „Dieser Bereich hat durch die Mietenpolitik der Berliner sogar stark zugenommen. Denn für Käufer lohnt es sich derzeit kaum noch, Wohnungen zur Vermietung zu kaufen – wenn sie vor 2014 fertiggestellt worden sind.“
Auch in Berlin steigen die Preise für Eigentumswohnungen kräftig
Ungebrochen ist daher das Interesse für Selbstnutzer – was man an den Preisen sieht. „Wie in allen deutschen Städten sind ebenso in Berlin die Preise für Eigentumswohnungen gestiegen“, berichtet Moraitis. Die Corona-Krise hat sich bislang nicht preissenkend auf dem deutschen Immobilienmarkt bemerkbar gemacht. Im Gegenteil: Im vergangenen Krisenjahr kletterten die Kaufpreise von Eigentumswohnungen in 75 der 81 deutschen Großstädte weiter nach oben – teilweise um über 30 Prozent, so eine aktuelle Analyse von immowelt. Die Immobilienplattform hat hierzu die Entwicklung der Angebotspreise von Eigentumswohnungen von 40 bis 120 Quadratmetern untersucht.
Demnach haben die Preise in den teuren Metropolen sogar nochmal kräftig angezogen. In München, der traditionell und mit Abstand teuersten deutschen Großstadt, müssen Käufer nach einem Plus von acht Prozent nun 8.150 Euro pro Quadratmeter zahlen. 2019 waren es hingegen noch 7.580 Euro. In Hamburg wurde im vergangenen Jahr ebenso ein neuer Höchstwert erreicht: In der Hansestadt kostet der Quadratmeter inzwischen 5.270 Euro pro Quadratmeter – ein Anstieg von 14 Prozent binnen eines Jahres.
Detailgenaue Sanierung
Etwas weniger zahlen Wohnungskäufer in Berlin. Doch auch in der Hauptstadt verteuern sich Eigentumswohnungen weiter: plus 11 Prozent auf 4.640 Euro. Wohlgemerkt im Mittelwert. Wohnungen in begehrten Wohnlagen und attraktiven Objekten müssen etwas tiefer in die Tasche greifen. „Was dabei oft vergessen wird: Die Preise spiegeln nicht nur den angesagten Markt wieder, sondern schlichtweg auch die hochwertigen Investitionen und Kosten, etwa die detailgenaue Arbeit von Handwerkern und Spezialisten“, betont Moraitis. Im Fokus der hedera bauwert GmbHsteht Berliner Altbestand aus der Gründerzeit und dem Jugendstil. „Wir erwerben in die Jahre gekommene Gebäude und werten sie mit sorgfältigen und bestandsgerechten Aufwertungsmaßnahmen auf. Stuckdecken bleiben bei den Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten genauso erhalten wie Holzverzierungen im Treppenhaus. Es entstehen Altbau-Eigentumswohnungen mit einer zeitgemäßen Ausstattung“, erklärt der Geschäftsführer.
Schwerpunkte haben sich verlagert
Es sind diese handwerklichen Werte, die das Leben in den Eigentumswohnungen von Moraitis beschreiben. Als Bauträger und Immobilienunternehmen zeigt die hedera bauwert auf ihre Weise gesellschaftliche Verantwortung und schafft heimische Wohnwelten – für Eigentümer. Und der Erfolg gibt ihm recht. Derzeit ist der Projektentwickler allein in drei aufwändigen Altbausanierungen in Moabit und Friedrichshain engagiert. „Die Baubranche gehört weiter zu den Zukunftsbranchen in Berlin“, sagt Moraitis optimistisch. Der Mietendeckel hat hier offenbar nicht gebremst, sondern nur die Schwerpunkte zur Sanierung und selbstgenutzten Eigentumswohnungen verschoben. Denn auch wenn der Mietendeckel ausdrücklich Neubauten nicht einschließt, haben viele Projektentwickler Vertrauen in die Berliner Politik verloren. Das zeigen erneut die Zahlen: Bis 2030 müssten jährlich rund 21.000 neue Einheiten errichtet werden. Aktuell baut die Hauptstadt aber nicht einmal 17.000.
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