Critical Zones / Horizonte einer neuen Erdpolitik / Virtuelle Eröffnung 08.05.2020 / www.zkm.de/eroeffnung-critical-zones

Karlsruhe (ots) – Die geplante Ausstellung über die kritische Situation der Erde Critical Zones fällt durch die Corona-Krise in eine kritische Zeit. Eine neue Erdpolitik verlangt auch eine neue Ausstellungspolitik.

Die wachsende Ausstellung Critical Zones vor Ort wird daher mit einer digitalen Ausstellung verbunden und zu einem nicht-lokalen Ereignisfeld im realen und virtuellen Raum. Ab 8. Mai 2020 eröffnet die Ausstellung mit einem mehrtägigen Streaming-Festival – ein Programm von mehreren Tagen, das aus gestreamten Führungen durch den virtuellen Raum wie durch die reale Ausstellung, aus zugeschalteten Interviews und Vorträgen bestehen wird. Das ZKM wird zur Plattform für ein dezentrales, non-lokales Ereignisfeld: es kommt zum Publikum nach Hause und bietet als „home museum“ ein virtuelles Begleitprogramm mit einer breiten Programmvielfalt. Alle vorhandenen Kanäle, offline und online, real und virtuell, analog und digital, werden auf neuartige Weise vernetzt, um eine Ausstellung in ein „Sendeprogramm“ zu verwandeln.

In dieser mehrdimensionalen, mehrkanaligen Kommunikation zwischen Sender und Empfänger, gilt es, die Empfänger zu aktiven Sendern zu machen. Die Ausstellung wird zu einem „Echoraum“, zu einem Resonanzraum von symbiotischen Kommunikationsformen – eine Antwort auf den symbiotischen Planeten. Die Einsicht, dass das Leben auf dem Planet Erde durch die Symbiose aller Lebensformen entsteht und besteht, verlangt auch neue Modi der Kommunikation zwischen Menschen.

Kritische Zonen

Der Globus prägt bisher unser Verhältnis zur Erde. Ein astronomischer Körper unter vielen, aufgeteilt in Längen- und Breitengrade, gesehen von einer unmöglichen Perspektive von außerhalb und in Distanz zu uns, ist das Bild, das unser Verhältnis zu unserer Lebenswelt als ein distanziertes, mechanisches und vor allem beherrschbares, beschreibt.

Die Ausstellung Critical Zones setzt bei einem Perspektivwechsel an, und fordert auf, einzusehen, dass wir uns nicht auf dem Globus, sondern innerhalb der „Kritischen Zone“, eingebettet in deren vielfältige, dynamische Prozesse, befinden. Der Begriff „Critical Zone“ ist aus den Geowissenschaften übernommen und bezeichnet die biochemische, fragile und hoch reaktive Membran, nur wenige Kilometer dick, in der sich alles Leben entwickelt hat bzw. in der es die eigenen Bedingungen für sein Überleben geschaffen hat. Von Bruno Latour wird der Begriff ins Philosophische erweitert zu einem kritischen, teilnehmenden Verhältnis unserer selbst in unserer Lebenswelt, deren bedrohter Zustand in einer nun vom Menschen geprägten Erdgeschichte ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht hat.

„We must face up to what is literally a problem of dimension, scale, and lodging: the planet is much too narrow and limited for the globe of globalization; at the same time, it is too big, infinitely too large, too active, too complex, to remain within a narrow and limited borders of locality whatsoever.“ (Bruno Latour)

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Frage, welche Politik wir betreiben wollen, damit die Erde bewohnbar bleibt. Wir folgen hierbei Alexander von Humboldt, der Natur als „Alles in Wechselwirkung“ beschreibt, sowie den wissenschaftlichen Pionierleistungen von James Lovelock und Lynn Margulis, die gemeinsam die Gaia-Hypothese entwickelten. Insbesondere Lynn Margulis‘ Forschung und ihre Theorie des symbiotischen Planeten sind hochaktuelle Anhaltspunkte, um über neue Formen des Zusammenlebens und der Politik einen gemeinsamen Grund zu schaffen.

„[…] all life forms have in common […] that they have made up their own laws. They don’t obey rules made elsewhere. The key discovery is that life forms don’t reside in space and time but that time and space is the result of their own entanglement.“ (Bruno Latour)

Gemeinsam mit dem französischen Philosophen Bruno Latour richtet das ZKM – im Modus einer Gedankenausstellung – ein Observatorium ein, das im kleinen Maßstab die Vielfalt der Beziehungen des Lebens auf der Erde aufzeigt. Der Besucher wird dabei selbst zum Beobachter, sein Verhalten verändert die Ausstellung und die Ausstellung verändert sein Verhalten. Somit kann sein Verhalten auch die Welt verändern. Die Ausstellung dient uns dabei als ein lebendes Labor, um in einem transdisziplinären Miteinander von innovativen wissenschaftlichen und künstlerischen Positionen Wissenspotentiale und Handlungsoptionen für die Zukunft jenseits etablierter Vorstellungen und Konzepte von „Natur“ und „Ökologie“ zu entwickeln.

Von einer Gedankenausstellung zu einer wachsenden Gedankenplattform

Da aufgrund der Corona-Pandemie lokal gebundene Versammlungen von Menschen zu vermeiden sind, hat sich das ZKM entschlossen, den geschlossenen Raum des Museums zu erweitern und in den offenen Raum der Online-Kommunikation einzutreten. Dabei wird der physische Raum nicht verlassen, vielmehr wird die Ausstellung Critical Zones ab dem 8. Mai in den Lichthöfen des ZKM nach Maßgabe der politischen-medizinischen Verhältnisse realiter wachsen – als Prozess, als Vermehrung. Die Ausstellung wird sich verändern, weil wöchentlich neue Werke, neue WissenschaftlerInnen, neue KünstlerInnen physisch anwesend sein werden. Diese „Ausstellung im Fluss“, die sich entlang der realen Ereignisse entwickelt, wird verbunden mit einer virtuellen Ausstellungsplattform – zahlreichen virtuellen Aktivitäten und Streaming-Angeboten im Netz – die ebenfalls permanent wachsen wird. Damit ist Critical Zones – entgegen einer üblichen Ausstellungskonzeption – ein im Wachstum begriffenes Ereignisfeld: Die zeitlichen Gewohnheiten des analogen Raumes werden überwunden, um anyone-anytime-anywhere Möglichkeiten des Aufenthalts, der Konfrontation und der Auseinandersetzung in der Infosphäre der Ausstellung zu bieten.

„Als Museum weichen wir daher von der Strategie ab, eine Ausstellung für ein lokal anwesendes Publikum zu inszenieren, das auf der Basis physischer Mobilität entsteht. Die Ausstellung wendet sich an ein Publikum, das dezentral und nicht-lokal verteilt ist – auf der Basis der immateriellen Mobilität von Zeichen, also qua Telekommunikation. Die schon seit Jahrzehnten vorhandenen digitalen Ferntechnologien wie Personal Computer (80-er Jahre) und Internet (90-er Jahre) werden optimal genutzt, um neue Erkenntnis- und Erlebnisformen zu erzeugen.“ (Peter Weibel)

Damit reagiert das ZKM auf die jetzige kritische Situation und auf die kritische Lage insgesamt.

„Die Aufforderung, Abstand zu halten und Nähe zu vermeiden, Social Distancing zu wahren, erklärt ja das Ende der Nahgesellschaft, und verweist auf die Telekommunikation, auf die Fernkommunikation mit Ferntechnologie. (griechisch: tele-). Wir leben schon lange in der telekommunikativen Gesellschaft, von Talkshows bis Sportereignissen. Es ist Zeit, dass wir ein neues Publikum und eine neue öffentliche Sphäre, neue res publica, schaffen: Nicht die physische, an einen Ort gebundenen Masse, sondern die vielen, an vielen Orten situierten Individuen sind unsere Adressaten.“ (Peter Weibel)

Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte besteht nun – aufgrund der aktuellen Situation – die Chance, sich zunehmend auf das Konzept einer Ferngesellschaft einzustellen. In einer Situation, in der BewohnerInnen sich nur virtuell und nicht real begegnen und deren Begegnungen mit den Kunstwerken sich nicht nur im physischen, sondern auch im virtuellen Raum ereignen. Wie funktionieren nun Gemeinschaft, Austausch und Begegnungen? Das ZKM möchte das virtuelle Ereignisfeld von Critical Zones als Chance nutzen, um partizipative Aktivitäten gemeinsam mit lokalen Initiativen und dem Publikum in neue Horizonte auszudehnen. Das Aktivierungsprogramm der Ausstellung, bestehend aus Workshops, Exkursionen, Führungen, Dialogen, Performances und anderen Gedankenanstößen, kann nun neue Gestalten annehmen – online, live, gestreamt. So möchte Critical Zones als experimentelle Plattform für virtuelle Aktivitäten zu einer selbstmotivierten Auseinandersetzung einladen und neue Formen des Kollektiven erforschen.

„Die Erfahrungen, die das ZKM seit seiner webbasierten Ausstellung net condition (1999) mit digitalen Technologien in 20 Jahren gemacht hat, tragen nun Früchte in der kritischen Situation der Corona-Pandemie. Dem politischen Imperativ zur Isolation begegnet das ZKM mit einer künstlerischen digitalen Initiative, mit einer programmatischen digitalen Extension. Die aktuellen Umstände führen dazu, dass wir uns aus den Gebäuden in den virtuellen Raum bewegen und in eine mehrdimensionale Kommunikation eintreten. Die Kunst zeigt in dieser Situation neue Modi und hilft, die Angst vor Verlusten der Nahgesellschaft zu nehmen.“ (Peter Weibel)

Kuratoren: Bruno Latour und Peter Weibel

Ko-KuratorInnen: Bettina Korintenberg, Martin Guinard

Kuratorisches Team: Alexandra Arènes, Bruce Clarke, Jérôme Gaillardet, Joseph Koerner, Daria Mille, Critical Zones Study Group der Karlsruhe Hochschule für Gestaltung (HfG)

Mit der freundlichen Unterstützung des Fonds PERSPEKTIVE für zeitgenössische Kunst & Architektur des Bureau des arts plastiques des Institut français, gefördert durch das französische Kulturministerium und das Goethe-Institut.

Mehr zur Ausstellung: http://www.zkm.de/critical-zones

Pressekontakt:

Dominika Szope
Pressesprecherin
Tel: 0721 / 8100 – 1220

E-Mail: presse@zkm.de http://www.zkm.de/presse

ZKM | Zentrum für Kunst und
Medien Karlsruhe
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/102599/4566414
OTS: ZKM Karlsruhe

Original-Content von: ZKM Karlsruhe, übermittelt durch news aktuell

CarPr - Presseverteiler
CarPr - Presseverteilerhttps://www.carpr.de
Presseversand Service ⭐⭐⭐⭐⭐ Präsentiere dein Unternehmen in den, größten Automobil Netzwerk Deutschlands Ihre Meldung wird gezielt über 51 Auto-News Premium-Portale ➤➤ 100 % publiziert. Weiterleitung auf ihre Website. Top-Platzierung in 48 Stunden bei Google & CO Pressemitteilungen werden einzeln von Google indexiert und geranked Die Veröffentlichungen gelten nicht als "duplicate content" Profitiere von breiter Streuung deiner Inhalte. Ein starkes Angebot zu unschlagbaren Konditionen.

Aktuelle Themen

Auto verkaufen leicht gemacht – Ihre Wahl in Hamm für einen fairen Preis

Suchen Sie nach einem schnellen und einfachen Weg, Ihr Auto in Hamm zu verkaufen? Wir bieten Ihnen einen transparenten Prozess und exzellenten Service, um den optimalen Preis für Ihr Fahrzeug zu erzielen. Gehen Sie den neuen Weg des Auto Verkaufs mit Vertrauen und Fachkenntnis.

Auto verkaufen in Bremen – Ihre Fahrzeuge in besten Händen

Beim Autoankauf in Bremen ist Ihr Fahrzeug in besten Händen. Unsere Experten bewerten Ihr Auto fair und transparent, sodass Sie schnell zu einem Angebot kommen. Profitieren Sie von unserer schnellen Abwicklung und erhalten Sie Ihr Bargeld unverzüglich.

Auto Ankauf in Bonn: Transparente Angebote und schnelle Zahlung

Beim Autoankauf in Bonn erhalten Sie transparentierte Angebote und eine blitzschnelle Abwicklung. Hier müssen Sie sich keine Sorgen um versteckte Kosten machen. Lassen Sie uns Ihnen zeigen, wie einfach der Verkaufsprozess ist und wie schnell Sie zu Ihrem Bargeld kommen.

Autoankauf Rheine – Bieten Sie Ihr Auto stressfrei an

Sind Sie an einem stressfreien Autoankauf interessiert? In Rheine sorgen wir dafür, dass der gesamte Verkaufsprozess für Sie reibungslos abläuft. Erhalten Sie jetzt faire Angebote für Ihr Fahrzeug und genießen Sie eine schnelle Abwicklung.

Autoankauf in Northeim: Die besten Tipps für Schnellverkäufer

Wenn Sie sich entschieden haben, Ihr Auto in Northeim zu verkaufen, dann sollten Sie wissen, welche Schritte dafür nötig sind. Egal ob Sie privat oder über einen Händler verkaufen möchten, es gibt Grundlegendes zu beachten. In unserem Artikel finden Sie praktische Ratschläge, um den Verkaufsprozess zu beschleunigen und Probleme zu vermeiden.

On-Page-Optimierung für Autohäuser: Alles, was Sie wissen müssen

Die On-Page-Optimierung ist ein essentieller Aspekt jeder erfolgreichen SEO-Strategie. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Webseite optimieren, um von Google besser indiziert und bewertet zu werden. Lernen Sie die wichtigsten Faktoren kennen, die Ihre Sichtbarkeit erheblich verbessern können.

Ähnliche Artikel

Das Ziel der Biennale Venedig 2026: Eine Plattform für Frauenkunst

Der Antrag für die Biennale Venedig 2026 wurde als eine Chance gesehen, die Arbeiten von Künstlerinnen im österreichischen Pavillon zu präsentieren. Diese Plattform könnte dazu beitragen, die Anliegen der Frauen und deren künstlerische Ausdrucksformen zu unterstützen. Kunst wird also zur Stimme für soziale Veränderungen.

Langfristige Sichtbarkeit durch Archive in Presseportalen

Eine der Stärken von Presseportalen ist die langfristige Archiveffizienz. Einmal veröffentlichte Pressemitteilungen bleiben über längere Zeit sichtbar. Diese dauerhafte Präsenz sorgt für kontinuierliche Aufmerksamkeit und steigert die Glaubwürdigkeit des Unternehmens.

Das offenbarte Wort begeistert über 70.000 Menschen in Busan

Mehr als 70.000 Teilnehmer füllten die Straßen von Busan, um die kraftvollen Botschaften der Missionskampagne zu hören. Diese Begegnung war ein lebendiges Zeugnis für die Kraft des Glaubens und die Bedeutung der Gemeinschaft im modernen Leben. Die Teilnehmer wurden ermutigt, sich aktiv mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen und ihre spirituellen Reisen fortzusetzen.