Berlin (ots) – Bundesforschungsministerin Karliczek informiert sich zu COVID-19 über den aktuellen Stand der Krankenversorgung und laufende Forschungsaktivitäten an der Berliner Charité
Bundesforschungsministerin Karliczek war heute zu Gast an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Ãrztinnen und Ãrzte sowie Forschende gaben ihr zu COVID-19 einen Ãberblick über den aktuellen Stand der Behandlung von Patientinnen und Patienten und über laufende Forschungsaktivitäten an der Charité. Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Karliczek:
„Deutschland ist bisher verhältnismäÃig gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Das haben wir nicht zuletzt dem Einsatz aller Ãrztinnen und Ãrzte und aller in der Krankenversorgung Beschäftigten, aber auch den Forschenden zu verdanken. Durch ihren Einsatz haben sie die Gesundheit vieler Menschen bewahrt und viele Leben gerettet.
Heute hatte ich die Gelegenheit, die Charité in Berlin zu besuchen und habe mich dort stellvertretend für alle im Medizinbereich Tätigen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Charité bedankt. Die Charité Berlin hat als Referenzzentrum für die Region Berlin-Brandenburg für schwerste Fälle eine besondere Rolle und Verantwortung übernommen. Schon sehr früh in der Pandemie wurde hier das Klinik-Management daraufhin umgestellt. Damit hat die Charité erreicht, dass sie bestmöglich für die COVID-19 Patientinnen und Patienten vorbereitet war. Mir ist bewusst, wie jede Einzelne und jeder Einzelne der Mitarbeitenden an der Charité in allen Bereichen sich in diesen Wochen und Monaten eingesetzt hat und einsetzt. Dafür meinen ganz herzlichen Dank. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die sie hier erbracht haben.
Universitätsmedizin, das bedeutet nicht nur die Versorgung und Behandlung von Erkrankten auf Spitzenniveau, sondern auch medizinische Forschung und Lehre mit höchstem Anspruch. Da Universitätsmedizin diese Bereiche verbindet, kommt ihr bei der Bewältigung der gegenwärtigen Pandemie eine ganz besondere Rolle zu. Das ist auch der Grund, warum wir aktuell mit 150 Millionen Euro den Aufbau eines Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin in Deutschland zur Behandlung von COVID-19 fördern. Unser Ziel ist es, damit die Forschungsaktivitäten der Universitätsmedizin zur Bewältigung der aktuellen Pandemie-Krise zu bündeln und zu stärken.
Heute haben mich hier an der Charité konkret zwei Forschungsvorhaben zum Corona-Virus interessiert, die beide durch mein Haus gefördert werden:
Das Verbundprojekt PROVID unter der Leitung von Professor Witzenrath hat zum Ziel, den Verlauf von COVID-19-Erkrankungen im Vergleich zu anderen Lungenerkrankungen besser zu verstehen. Beim zweiten Vorhaben, das Projekt SARS-CoV-2 -KIDS von Professor Drosten, soll herausgefunden werden, wie hoch der Anteil der Kinder in der Bevölkerung ist, die bereits eine Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus durchgemacht haben. Untersucht wird daher, inwieweit Kinder und Jugendliche Antikörper bilden – ein wichtiger Hinweis darauf, inwieweit Heranwachsende das Infektionsgeschehen beeinflussen.
Das sind zwei sehr wichtige Forschungsaktivitäten zu COVID-19, über die wir hoffentlich schon bald Weiteres hören werden.“
Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité sagte im Anschluss an den Besuch: „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat in vielerlei Hinsicht schnell und entschlossen reagiert, um in der Pandemielage Lösungen zu finden und Forschungsvorhaben zu fördern. Darunter sind spezielle Projekte, wie SARS-CoV-2 -KIDS und PROVID beispielsweise an der Charité, und auf der anderen Seite auch systemische Ansätze wie die Förderung des „Netzwerkes Universitätsmedizin“. Das Zusammentreffen von High-end-Krankenversorgung und Forschungsaktivitäten, die dann unmittelbar übertragen werden können, ist das Spezifikum der ganz überwiegend staatlichen Universitätsmedizin. Darin liegt ein groÃes Potenzial zur Bewältigung aktueller und zukünftiger medizinischer Herausforderungen.“
Hintergrund
– Projekt SARS-CoV-2 -KIDS STUDY
Das Projekt ist ein Verbundvorhaben (Koordinator Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie) der Charité gemeinsam mit der Universität Heidelberg und der LMU München. Ziel des Vorhabens ist es, die sogenannte Seroprävalenz also das Vorhandensein spezifischer Antikörper gegen SARS-CoV-2 bei Kinder und Jugendlichen im Jahresverlauf zu untersuchen. Dazu werden in insgesamt 14 Kliniken Blutproben von Kindern und Jugendlichen, die im regulären Klinikbetrieb vorstellig werden (keine COVID-Patienten), sowie weitere Informationen beispielsweise zu Vorerkrankungen und Krankheitssymptomen gesammelt. Aus den Ergebnissen soll geschlossen werden, welche Rolle diese Altersgruppe bei der Verbreitung der Erkrankung spielt. Solche Erkenntnisse sind von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der bisherigen Epidemiologie des Virus und die zukünftigen Pandemieplanungen.
Projekt PROVID
Infektionen mit SARS-CoV-2 zeigen ein breites Spektrum klinischer Verläufe, von asymptomatischen Infektionen bis hin zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und hoher Letalität. Bei COVID-19 kann eine bereits vorhandene schwere Lungenschädigung längere Zeit mit einem relativen Wohlbefinden einhergehen, im weiteren Verlauf der Erkrankung aber zu plötzlichem Lungenversagen führen. Der Forschungsverbund aus insgesamt sechs Forschungsgruppen wird untersuchen, ob und inwiefern etablierte klinische und molekulare Parameter von Lungenerkrankungen, die durch andere Erreger verursacht werden, auf COVID-19 übertragen werden können. Diese Erkenntnisse sind wichtig um einerseits den Krankheitsverlauf besser vorhersagen zu können und um andererseits frühzeitig die angemessenen Therapien einleiten zu können. Aufbauend auf diesem Wissen sollen im weiteren Verlauf Empfehlungen für ein besseres klinisches Management von COVID-19-Patienten erarbeitet werden.
PROVID-Partner sind sechs Forschergruppen an der Charité, der Universität Leipzig und der CAPNETZ-Stiftung der Medizinischen Hochschule Hannover. Koordiniert wird der Forschungsverbund von Prof. Dr. Martin Witzenrath (Charité, Stellvertretender Klinikdirektor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie).
Save-Konzept der Charité
Die Charité Berlin hat zu Beginn der Corona-Pandemie das Save-Konzept entwickelt. Das Konzept unter Federführung der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin der Charité beinhaltet die Steuerung der ITS-Betten in Berlin und die telemedizinische Mitbehandlung von Covid-19-Patienten in Berlin-Brandenburg. Die Steuerung der Intensivkapazitäten übernimmt die Charité als Level-1-Klinik koordinierend und beratend. Hier werden auch die schwersten Fälle behandelt. Da die Charité ein Level-1-Zentrum ist und Patienten mit schweren COVID-19-Krankheitsverläufen aus anderen Krankenhäusern übernimmt, weist sie durchgehend einen höheren Anteil an intensivpflichtigen Patienten auf.
Weitere 16 spezialisierte Level-2-Kliniken sind für die intensivmedizinische Versorgung von Covid-19-Patienten vorgesehen. Die 60 übrigen Berliner Notfallkrankenhäuser übernehmen als Level-3-Kliniken zunächst die intensivmedizinische Versorgung von Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt sind. Zusätzlich erfolgt die telemedizinische Mitbetreuung von ITS-Patienten in anderen Krankenhäusern in Berlin-Brandenburg. Die Charité unterstützt die Behandlung beatmeter Covid-19-Patienten per Tele-Visite mithilfe eines Visitenroboters und tauscht sich mit den behandelnden Ãrzten über die Video-Kommunikationsplattform aus. Die Telemedizin-Anwendung basiert auf dem Innovationsfondsprojekt ERIC.
Weitere Informationen
Aktuelle COVID-19 Projekte der Charité
Was tut das BMBF gegen COVID-19? Weitere Informationen zu Förderaktivitäten finden Sie hier: http://www.bmbf.de/coronavirus
https://www.bmbf.de/de/wer-wissenschaftler-bedroht-der-greift-uns-alle-an-11720. html
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