Taxi-Holl verabschiedet sich von ihrer letzten Mercedes E-Klasse
Die Entscheidung der Mercedes-Benz Group AG als Haus und Hoflieferant des deutschen Taxigewerbes keine Taxis mehr zu bauen, hat die Taxibranche kalt erwischt.
Gaggenau – Als am 12. November 1973 die Firmengründerin Edeltraud Holl in ihr erstes Mercedes Taxi stieg, hat sie vermutlich nicht damit gerechnet, das Mercedes-Benz 50 Jahre später keine Taxis mehr bauen und verkaufen möchte und dem mobilen Gewerbe den Rücken kehrt.
Der erste Mercedes von Taxi-Holl (https://www.taxi-holl.de) war ein 200 D / 8, Baujahr 1972. Der gebraucht als Jahreswagen erworben und nachträglich als Taxi umgebaut wurde und einige Jahre seinen zuverlässigen Dienst als Taxi in Gaggenau verrichtete.
Was damals üblich war, nämlich der nachträgliche Umbauen eines Serienfahrzeuges zu einem Taxi, ist seit 2015 mit der Reform des Eichgesetzes in Deutschland nicht mehr erlaubt.
Heute verlangt die neu geschaffene Konformitätsbewertungsstelle 0103, des zuständigen Regierungspräsidiums Tübingen, Abteilung 10 – Eich- und Beschusswesen Baden-Württemberg, eine Bestätigung des Fahrzeugherstellers, dass dieser mit der Nachrüstung der Taxameter-Komponenten einverstanden ist.
Diese Bestätigung wird Mercedes-Benz ab 2024, auch bei den Vans, nicht mehr erteilen und zieht sich, zum Bedauern vieler Taxiunternehmerinnen und Taxiunternehmer, vollständig vom Taxi- und Limousinen Markt zurück.
139 Taxi seit 1973 bei Taxi-Holl im Einsatz
In den 50 Jahren, seitdem ersten /8 Taxi, waren 139 Mercedes bei Taxi-Holl im Einsatz. Davon allein 85 Fahrzeuge der sogenannten E-Klassen. Beginnend mit dem /8 über die legendären Baureihe W123 bis zuletzt der E-Klasse des Type W213.
Dabei kamen auch Exoten zum Einsatz wie in den 80igern, vier W123 mit langem Radstand als Pullmann, welche später durch zwei Großraumtaxis vom Typ MB100 ersetzt wurden. Nach diesen folgten unzählige Mercedes Sprinter und Vitos.
Aber auch bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben setzte Taxi-Holl auf den Stern. Unter dem Werbeslogan „Ich tanke vegetarisch“ verkaufte Ende der 90iger, die damalige Daimler-Benz AG, ihre Taxis mit speziellen Motor für den Biodieselbetrieb (Rapsmethylester) an das Gaggenauer Taxiunternehmen.
2004 kamen zusätzlich zwei E 200 NGT Taxis hinzu. Diese fuhren mit Erdgas und wurden an der Erdgastankstelle der Stadtwerke Gaggenau betankt.
1997 wurde der Geschäftsbereich Limousinenservice eröffnet und es wurde die erste Mercedes S-Klasse angeschafft.
Und auch bei der Rollstuhlbeförderung setze ab 2002 Taxi-Holl zwei Mercedes Vaneo (W414) mit Spezialumbau für Rollstuhlfahrer ein, bis dieser Fahrzeugtyp 2005 nicht mehr gebaut wurde.
Seit 2010 ergänzen Minibusse mit 16 Fahrgastplätze auf Basis des Mercedes Sprinters, den Fuhrpark.
Mit Einführung der EQ-Modelle von Mercedes-Benz wurde im Nachhinein klar, dass sich der damalige Daimler Konzern langsam vom Taxigewerbe verabschiedet. Diese Modelle waren von Anfang an nicht als Taxi bestellbar, obwohl die Daimler konzerneigene Versuchsabteilung ein Testfahrzeug vom Typ EQC im Enzkreis im Testbetrieb hatte.
„Wir hofften immer auf ein Elektro-Taxi im PKW-Bereich von Mercedes-Benz, was aber nie angeboten wurde“, so Sebastian Holl, der die Fuhrparkleitung unter sich hat. „Einzig im Transporter Bereich, konnten wir vollelektrische Taxis bei Mercedes erwerben, so dass wir heute sechs EQV und eVitos im Einsatz haben.“
Die letzte Taxi E-Klasse wurde an Gebrauchtwagenspezialist aus Bühl verkauft
Letzte Woche war es dann so weit, nach 50 Jahren wurde die letzte Mercedes-Benz E-Klasse verkauft. Der im Jahr 2019 als Neuwagen beschaffte E 220 d Kombi wurde mit über 274.000 km an den Gebrauchtwagenspezialisten Ralf Kiefer vom Automobil Marketing Kiefer GmbH (https://www.automarkt-kiefer.de/) aus Bühl übergeben.
Die Firma Automobil Marketing Kiefer hat sich dabei auf den An- und Verkauf von gewerblichen Gebrauchtfahrzeuge spezialisiert und so finden viele Gebrauchtfahrzeuge wie Taxis durch den Bühler Gebrauchtwagenspezialisten eine neu Heimat und ein zweites Arbeitsleben.
Auf Grund der dunkelblauen Farbe der Taxi-Holl Taxis kann es gut sein, dass man unbewusst im nächsten Griechenlandurlaub in eines der Taxis aus dem Murgtal wieder einsteigt und das einen zum Flughafen bringt.
Tesla Model Y ersetzen die klassischen E-Klasse Taxis
Nachdem die letzte Mercedes E-Klasse vom Typ E 220 d T Sondermodell „Das Taxi“ (W213) aus dem Taxiverkehr gezogen und verkauft wurde, setzt heute Taxi-Holl Taxis der Marke Tesla Model Y aus Alternative ein.
Diese werden von Tesla, in Kooperation mit der Firma INTAX, als Taxi angeboten und dürfen entsprechend dem aktuellen Eichrecht auch als solche umgebaut und eingesetzt werden.
Mittlerweile hat Taxi-Holl zwölf Taxis bei Tesla gekauft. Dabei war das erste Fahrzeug 2015 ein Tesla Model S mit Einsatzgebiet als Taxi Baden-Baden (https://www.taxi-holl.de/baden-baden) und es folgten zwei Model 3 und bis heute 9 Tesla Model Y.
„Anfangs war es natürlich eine schwierige Umstellung für unser Fahrpersonal“, erklärt Sebastian Holl lächelnd, „wer viele Schalter und Hebel und das intuitive Bedienkonzept von einem Benz gewöhnt ist, der sitzt erstmal ratlos in einem Tesla ohne Schalter und Hebel, nur mit einem Große Tablet ausgerüstet.“
Das Fahrpersonal wurde entsprechend geschult und heute möchten die Taxifahrerinnen und Taxifahrer gar kein anderes Taxi mehr fahren. Das liegt sicher auch daran, dass die Heizung bzw. Klimaanlage auch im Stand geräuschlos funktioniert und das Fahren durch das sogenannte One-Pedal-Driving gerade im Stadtverkehr eine erhebliche Erleichterung darstellt. Als One-Pedal-Driving bezeichnet man ein Konzept der Geschwindigkeitsbeeinflussung, bei dem mit einem einzigen Pedal das Fahrzeug sowohl beschleunigt als auch aktiv gebremst wird.
Vorerst letzte Bestellung bei der Mercedes-Benz Group AG über 6 eVito Taxis
Nachdem sich die Mercedes-Benz Group AG in der Taxi-Fachpresse dahingehend geäußert hatte, dass mit der Modellpflege im Jahr 2024, auch keine EQV und eVitos als Taxis gebaut und verkauft werden. Hat der Vorstand, Dirk Holl, noch schnell sechs neue eVitos als Taxi bestellt.
Ob in Zukunft Taxi-Holl weiterhin Taxis mit dem Stern kaufen und als Taxi einsetzen darf, hängt dabei allein von der zukünftigen Entscheidung der Mercedes-Benz Group AG und dessen Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius ab.
1976 wurde die Taxi-Holl Edeltraud Holl in Gaggenau gegründet, aus der 2018 die Holl AG entstanden ist. Die Holl AG beschäftigt derzeit 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 6 Standorten. Aus dem kleinen Taxiunternehmen ist mittlerweile ein mittelständischer Mobilitätsanbieter geworden, der unter anderem auch im Limousinen- und Reisebusgeschäft vertreten ist.
Seit 1997 führt Taxi-Holl das Anruf-Linien-Taxi zuerst nach Baden-Baden und seit 2002 im Murgtal durch. Dabei kann das ALT per Telefon unter 07225 / 96 45 60 oder mittels der „Taxi-Holl“ App bestellt werden.
Weitere Informationen sind im Internet verfügbar: www.taxi-holl.de und www.holl.ag
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